Die Kirche von Luttach, das Wahrzeichen auf dem „Bühel“, blickt auf eine lange Geschichte zurück. Nach dem Dorfhistoriker Dr. Vinzenz Oberhollenzer wurde schon früh, spätestens im 13. Jahrhundert, in Luttach eine Kapelle errichtet, welche dem Pestheiligen Sebastian geweiht wurde. Auch der zweite Patron der Kirche, der hl. Rochus, ist ein Pestpatron.
Später wurde die Kapelle vergrößert und zu einer Kirche erweitert. Am 21. September 1496 wurde sie von Weihbischof Konrad Reichard von Brixen geweiht. Der Weiheurkunde kann man entnehmen:
"Wir, Konrad, von Gottes und des Apostolischen Stuhles Gnaden Weihbischof von Brixen, des hochzuverehrenden Bruders und Herrn in Christus, des Herrn Melchior, Bischofs zu Brixen, in bischöflichen Diensten allseitiger Gehilfe, wünschen allen und jedem einzelnen Christgläubigen, gegenwärtigen wie zukünftigen, immerwährendes Heil im Herrn, und tun kund, dass die Kirche in Luttach zur Ehre des heiligen Sebastian von Grund auf erbauet ward im Gebiet Taufers der Diözese Brixen. […] Zum Zeugnis dessen fügen wir unser geistliches Siegel an, bewehrt mit Tag und Tat, vollzogen in genannter Kirche im Jahre nach des Herrn Geburt 1496, genau am Tage des heiligen Apostels und Evangelisten Matthäus, den 21. September."
Bis 1687 wurde Luttach von Taufers aus betreut. Daher wurde weder das Allerheiligste aufbewahrt noch war ein Friedhof vorhanden.
Die einzige äußere Veränderung war die Verlängerung der Kirche am Ende des 19. Jahrhunderts um ein tonnengewölbtes Joch, mit Errichtung einer Empore, wo auch der Kirchenchor seinen Platz fand.
Bei der Innenrestaurierung in den Jahren 1975-76 wurden die beiden Seitenaltäre aus Platzgründen entfernt. Eine Außenrestaurierung wurde 1995 in Angriff genommen.
In der Tinkhauser-Chronik von 1855 ist noch die Rede von einem barocken Hochaltar mit einem schönen Ölgemälde von Josef Schöpf, den Kirchenpatron Sebastian darstellend. Als einige Jahrzehnte später (1885) die Einrichtung neugotisch gestaltet wurde, verkaufte man dieses Bild an das Ferdinandeum Innsbruck, wo man es heute noch bewundern kann.
Glockenturm
Die Pfarrkirche von Luttach ziert ein sehr eleganter Turm mit einer Höhe von 43 m. Er gibt dem „Kirchbühel“ von Luttach ein harmonisches und prägendes Bild. Wie in allen anderen Ortschaften mussten auch in Luttach zur Zeit des Ersten Weltkrieges die Glocken abgeliefert und für Kanonenkugeln eingeschmolzen werden.
1922 wurden von der Trientner Firma Colbacchini neue Glocken angeschafft. Die fünf Glocken tragen die Namen Sebastian, Herz-Jesu, Maria, Florian und Barbara. Um 1960 wurde das Geläute elektrifiziert. 2011 wurde der historische Glockenstuhl restauriert und das elektrische Geläute erneuert.
Der Hochaltar
Er wurde 1885 in neugotischem Stil eingebaut und ist dem Kirchenpatron Sebastian geweiht. Im Altarbild des Hochaltars sind drei römische Frauen abgebildet, welche Sebastian vom Marterpfahl abnehmen.
In der linken Nische des Hochaltars ist die hl. Barbara dargestellt, in der rechten der hl. Apostel Andreas, Bruder des Petrus.
Im Gesprenge ist unter dem Kreuz Maria, die Mutter Jesu, dargestellt und dessen Lieblingsjünger Johannes.
Das Zentrum des Hochaltars bildet der Tabernakel als Aufbewahrungsort des Allerheiligsten: Der Pelikan, der sein eigenes Blut für seine Jungen gibt, symbolisiert Christus, der für uns alle sein Blut vergossen hat.
Ambo und Volksaltar
Der Ambo, als "Tisch des Wortes", stammt aus der neuesten Zeit, der Volksaltar als "Tisch des Brotes" ist der ursprüngliche Altartisch des Hochaltars. Die Vorderseite dieses Altars zeigt die Symbole der vier Evangelisten und Christus, das Lamm Gottes.
Die Kanzel
Früher war die Kanzel der Ort der Verkündigung, der Predigt. Dementsprechend sind vier lateinische Kirchenväter dargestellt: der hl. Augustinus (mit Hirtenstab, Mitra und Buch), der hl. Gregor der Große (als Papst mit Papstkreuz, Tiara und Buch), der hl. Ambrosius (als Bischof von Mailand, mit Mitra und Buch) und der hl. Hieronymus (mit Kardinalshut, Buch und Feder). Das Relief in der Mitte zeigt Christus, das Alpha und Omega, als Anfang und Ende der Zeiten.
Die Pietà
Oberhalb des Beichtstuhles befindet sich eine Holzskulptur aus der Zeit um 1700: Sie stellt die leidende Gottesmutter Maria dar, die ihren toten Sohn Jesus auf dem Schoß hält.
Die Fresken
Bei der Innenrestaurierung von 1975/76 wurden zwei spätgotische Fresken entdeckt: eines im Chorgewölbe, die Muttergottes mit dem Jesus-Kind darstellend (Mitte 15. Jahrhundert). Das zweite Fresko an der nördlichen Langhauswand zeigt die Schutzmantelmadonna mit folgender Stifter- Inschrift: "Dies gemal hat lasn machen Urse Schusterin ano 1649".
Das Stifterbild von 1698
An der nördlichen Langhauswand befindet sich ein Bild, das an die Stiftung der selbständigen Seelsorge von Luttach im Juli 1687 durch den Pfarrer von St. Johann, Georg Schiechl, erinnert. In der Mitte ist Veronika mit dem Schweißtuch Jesu dargestellt, rechts der hl. Sebastian, links König Abgar von Edessa, der beim Anblick des Schweißtuches der Veronika angeblich von einer schweren Krankheit geheilt wurde. Am unteren Rand des Bildes sehen wir die "schiechliche" Verwandtschaft. Zur Pfarrei erhoben wurde Luttach im Jahre 1901.
Kreuzwegstationen und Herz-Jesu-Bild
Es gibt zwei Zyklen von 14 Kreuzwegbildern: Jene von 1890, welche zur neugotischen Ausstattung der Kirche gehörten und jene, welche heute in der Kirche zu sehen sind. An der Südseite der Langhauswand hängt ein Herz-Jesu-Bild aus den Jahren um 1800. Es trägt die Inschrift "Hl. Herz Jesu" (überstrichen: bitt für uns).
Die Kirchenpatrone Sebastian und Rochus
An beiden Seiten des Triumpfbogens befinden sich die Statuen der beiden Kirchenpatrone: links die Statue des hl. Sebastian. Der Gedenktag des Heiligen wird am 20. Januar gefeiert. Zum „Sebastianitag“ besuchen auch heute noch viele Gläubige der umliegenden Pfarreien die Gottesdienste. Auf der rechten Seite ist der hl. Rochus dargestellt, der wie der hl. Sebastian ein Pestpatron war. Sein Gedenktag wird am 16. August gefeiert. Beide Skulpturen wurden vom Künstler Friedrich Sebastian Feichter geschaffen.
Die Kirchenorgel
Die erste Kirchenorgel wurde zu Beginn des letzten Jahrhunderts eingebaut. Im Jahre 1936 wurde von der "Orgelbauanstalt Dreher & Flamm" (Salzburg) eine neue Orgel eingebaut. 1997 baute die Orgelbaufirma Johann Pirchner von Steinach die gegenwärtige Orgel ein.
Textgrundlage: Campidell, Franz-Josef, Faltblatt Pfarrkirche Luttach